Finale Ligure liegt in der italienischen Provinz Savona etwa auf halber Strecke zwischen Genua und der französischen Grenze an der italienischen Riviera. Seine besondere Lage zwischen der Mittelmeerküste und den italienischen Meeralpen machen die Stadt sowohl bei Outdoor-Enthusiasten, als auch bei (italienischen) Strandurlaubern beliebt. Am gleichen Tag kann man mittags vom 1.389 m hohen Monte Carmo auf die entfernte Küste blicken und abends am Strand bei einem Aprol Spritz den Sonnenuntergang genießen.
Finale Ligure besteht aus den drei Ortsteilen Finale Marina, Finalpia und Finalborgo. Finale Marina ist das touristische und wirtschaftliche Zentrum der Stadt mit einem langen Sandstrand sowie vielen Unterkünften, Restaurants und Geschäften. Finalpia, im Osten der Stadt, ist weniger touristisch. In den vielen Apartmenthäusern befinden sich Ferienwohnungen, aber auch viele Einheimische wohnen hier. Finalborgo ist der mittelalterliche Teil Finales. Etwa zwei Kilometer von der Küste entfernt herrscht in den schmalen verwinkelten Gassen die typische Atmosphäre eines alten italienischen Dorfs. Unzählige kleine Trattorien, Bars und Geschäfte machen den Stadtteil lebendig und abends ist auf der Piazza immer etwas los. Der Ortsteil gehört sogar zu den “Borghi piu belli d’Italia”, den schönsten Dörfern Italiens, die seit 2002 von einem Verein gekürt werden, um das historische Erbe der italienischen Kleinstädte zu bewahren und zu vermarkten.
In den 90er Jahren entdeckte die Mountainbike-Szene Finale Ligure und das bergige Hinterland für sich. Seit 1999 wird auf der Hochebene jährlich ein legendäres 24-Stunden-Rennen abgehalten, bei dem die Fahrer entweder solo oder im Team einen knapp zwölf Kilometer langen, anspruchsvollen Rundkurs absolvieren. Außerdem findet in Finale seit 2013 jedes Jahr ein Wettkampf des internationalen Mountainbike Wettbewerbs Enduro World Series (EWS) statt.
Kein Wunder also, dass Finale Ligure mittlerweile eine Art Kultstatus besitzt und jedes Jahr tausende enthusiastische Hobby-Mountainbiker an die ligurische Küste pilgern. Die "Finale Outdoor Region", wie sich die Region offiziell nennt, verfügt über 150 offizielle Trails aller Schwierigkeitsgrade, von denen die meisten mit den regelmäßig verkehrenden Shuttlediensten erreichbar sind. Die offiziellen Trails werden von hauptberuflichen Trailbuildern gebaut und gepflegt, so dass jedes Jahr neue Abfahrten hinzukommen.
DIN (Colle di Melogno) und Nato Base
Die beiden klassischen und meistfrequentierten Ziele der lokalen Shuttle-Services sind die Osteria DIN kurz vor dem Colle di Melogno und die stillgelegte Nato Basis. Beide Punkte liegen auf rund 1.000 m über dem Meer im Hinterland Finales. In der Hochsaison kommen die Shuttle hier im Minutentakt an und entsprechend viel ist auf den Trails los.
Der Klassiker unter den Finale-Trails ist der Rollercoaster, der direkt an der Osteria DIN beginnt. Der Trail macht seinem Namen alle Ehre: Wie in einer Achterbahn fliegt man hier durch Kurven und perfekt gebaute Anlieger ins Tal. Mit dem richtigen Tempo muss man über weite Strecken weder bremsen noch pedalieren und rollt wie eine Murmel ins Tal. Einziger Nachteil des Rollercoasters: Er endet auf etwa 350 m Höhe an der kleinen Kirche San Pantaleo. Von hier kann man entweder auf der Straße zurück zur Osteria DIN treten, wird dabei aber laufend von den Shuttle-Fahrzeugen überholt, oder muss ebenfalls über die Straße zurück nach Finale Ligure fahren. Beste Möglichkeit für gute Fahrer: Ein kurzes Stück die Straße hinauf führt ein Abzweiger zur Kirche Madonna della Guardia. Von hier führen weitere Trails, wie Kill Bill oder Cacciatore bis nach Calice Ligurien, von wo man über die Landstraße zurück nach Finale rollen kann. Die Trails auf dieser Seite sind allerdings alle mit schwarz als sehr schwer klassifiziert und nur sehr gute Mountainbiker haben hier ihre Freude.
An der Nato Base beginnen ebenfalls einige klassische Finale-Trails. Einer der einfachsten und flowigsten Trails ist der Supergroppo. Von der stillgelegten Nato Base muss man noch ein Stück im Wald hinauf pedalieren, dann geht es durchgängig relativ leicht über 6 km bis nach Orco Feligno ins Tal. Von hier fährt man über die Landstraße zurück nach Finale Ligure. Auch die beliebten Trails Ingenere und Crestino enden in Orco Feligno und sind mit der Einstufung rot ein wenig anspruchsvoller als der blau klassifizierte Supergroppo.
Ebenfalls von der Nato Basis startet das Trailquartett Sentiero H, Base Nato, Madre Natura und 115. Alle vier Trails führen nicht komplett ins Tal, sondern kreuzen immer wieder eine wenig befahrene Nebenstraße, über die man wieder zur Nato Base hinauftreten kann. Wer alle Trails in Angriff nimmt, hat selbst mit dem Shuttle am Ende gut 1.000 Höhenmeter überwunden. Über den H Long Run gelangt man schließlich zurück nach Finale.
Deutlich weniger los ist auf der Rückseite der Bergkette, auf deren Kamm sich die Osteria DIN und die Nato Base befinden. Kaum frequentierte Trails, wie die Strecken Neverland, Benedetto Beeches oder Boccion führen in das kleine Örtchen Malare. Hierhin fährt keines der Shuttleunternehmen, so dass man in jedem Fall aus eigener Kraft zurück auf den Bergkamm treten muss, um den Heimweg in Richtung Finale anzutreten, was viele Fahrer abschreckt.
Monte Carmo und Pietra Ligure
Der Monte Carmo ist mit 1.389 m der höchste Berg der Region. Am Wochenende und an italienischen Feiertagen trifft man hier viele italienische Wanderer, sonst hat man den Berg oft für sich alleine. Auch wenn heute viele Allrad-Shuttles die Mountainbiker bis zur Passhöhe Giogio di Giustenice bringen, scheuen viele die letzten 250 Höhenmeter, die von hier schiebend zurückgelegt werden müssen. Zur Belohnung für die Mühen gibt es dann allerdings einen unvergleichlichen Ausblick über die gesamte Küstenlinie der ligurischen Riviera.
Zwei Trails führen vom Monte Carmo zurück zum Meer: Versierte Fahrer können ihr fahrerisches Können am schwarzen Karma Trail messen. Alternativ geht es etwas einfacher über die roten Trails Carmo x Sempre und die sich anschließende Strada Napoleonica zurück ins Tal. Beide Trails enden oberhalb von Pietra Ligure, von wo es an der Küstenstraße zurück nach Finale geht.
Auch wenn man den Anstieg zum Monte Carmo nicht in Angriff nimmt, lohnt sich ein Ausflug zum Giogio di Giustenice. Von der Passhöhe führen einige Trails, die schon mehrfach Teil der Enduro World Series Rennen waren, in Richtung Meer.
Finales Hausberg Capra Zoppa
Am westlichen Ende des Strandes von Finale Ligure liegt der Hügel Capra Zoppa. Über das Örtchen Borgio Verezzi hat man auf einer Asphaltstraße schnell den höchsten Punkt des kleinen Höhenzuges auf rund 350 m über dem Meer erreicht. Von hier führen verschiedene Trails aller Schwierigkeitsgrade zurück nach Finale. Perfekt für eine Feierabendrunde oder zum entspannten Einrollen am Ankunftstag.
Die Hochebene Le Manie
Die Le Manie-Hochebene erstreckt sich im Osten Finales und erreicht ebenfalls eine Höhe von maximal 350 m. Das Gebiet ist vor allem für das legendäre Mountainbike-Rennen 24-Stunden-von Finale bekannt, das hier jedes Frühjahr ausgetragen wird. Für ein Wochenende wird auf der sonst recht verschlafenen Hochebene die Nacht zum Tag gemacht. Die Fahrer und ihre Teams, aber auch unzählige Fans, campieren rund um die Rennstrecke und im Start- und Zielbereich steigt eine 24 Stunden dauernde Party. Vor allem nach Einbruch der Dunkelheit werden die Fahrer mit Konzerten und einer wahnsinnigen Stimmung am Rand der Strecke angefeuert. Bester Platz ist an der Toboga, einer langen Steilkurve, durch die die Fahrer kurz vor dem Ende jeder Runde fahren müssen.
Zu allen anderen Zeiten kann man sich als Hobby Mountainbiker auf die Rennstrecke wagen. Wer die etwa 12 km lange Strecke mit 200 Höhenmetern einmal umrundet hat, erlangt tiefen Respekt vor den Rennfahrern, die diese 24 Stunden am Stück absolvieren - das ständige Auf und Ab ist anstrengender als man bei den moderaten Zahlen denkt.
Aber auch außerhalb des Rennparcours lohnt die Le Manie Hochebene einen Besuch. Mit den Downhill Trails Donne und Uomo führen zwei anspruchsvolle EWS-Trails von hier nach Varigotti und die Briga-Abfahrten führen direkt zurück nach Finalpia. Etwas weniger anspruchsvolle Trails führen nach Osten in das sehenswerte Örtchen Noli. Von hier muss man entweder über die Küstenstraße zurück nach Finale treten oder die Manie-Hochebene noch einmal von der anderen Seite bezwingen.
Weitere Informationen
Anreise: Finale Ligure liegt an der ligurischen Riviera, ca. 75 km westlich von Genua. Aus Deutschland gelangt man entweder über die Schweiz oder über Österreich in das Biker Paradies. Von Mailand sind es etwa 200 km bis Finale Ligure.
Unterkunft: Finale Ligure ist ein klassischer Urlaubsort und bietet ein breites Angebot an Unterkünften. Von Hotels aller Kategorien über Ferienwohnungen bis hin zu Campingplätzen findet hier jeder das Passende für sein Budget. Besonders beliebt bei Mountainbikern ist der Campingplatz Tahiti, der sogar über einen eigenen Shuttle-Service verfügt.
Finale Outdoor Region: Die Region vermarktet sich unter dem Namen Finale Outdoor Region. Auf der Webseite https://www.finaleoutdoor.com/en findet man Informationen zu allen Trails mit dem tagesaktuellen Status der einzelnen Strecken. Ähnlich wie beim Skifahren sind die Trails in die Kategorien blau = leicht, rot = mittel und schwarz = schwer eingeteilt.
Shuttles und Guiding: Mittlerweile haben sich einige Firmen auf die abfahrtsorientierten Mountainbiker eingestellt und bieten sogenannte Single-Lifts nach DIN oder zur Nato Base sowie geführte Halb- oder Ganztagestouren an. Der größte Anbieter für Single Lifts ist Finale Bikers und z.B. bei MTB Finale werden täglich andere geführte Touren angeboten.
Beste Reisezeit: Die beste Zeit für sportliche Aktivitäten in Finale Ligure sind das Frühjahr und der Herbst. Die Temperaturen sind auch in den höheren Lagen angenehm warm und man kann sogar schon im Meer baden. Aber auch der Winter wird immer beliebter und mittlerweile ist es an Weihnachten und Silvester in Finale fast so voll wie an den langen Wochenenden im Mai oder Juni. Im Sommer gehört Finale den italienischen Badeurlaubern, da es den meisten im Hochsommer für sportliche Aktivitäten zu heiß ist.
Über den Autor*Innen
Christine Kroll
Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.