Mit einer Fläche von rund 370.000 km² ist der Gardasee der größte See Italiens und reicht von den Alpen bis in die Po-Ebene. Drei Provinzen teilen sich das Seeufer: Im Norden liegt der See im Trentino, im Westen in der Lombardei und im Osten in Venetien. Während die Landschaft rund um den südlichen, breiteren Teil des Sees sehr flach ist, ist der schmalere Nordteil des Sees von bis zu 2.000 m hohen Bergen umgeben und damit ein Paradies für Bergsportler. Mountainbiker, Wanderer und Kletterer bevölkern vor allem im Frühjahr und Herbst die Orte Torbole und Riva del Garda am nördlichen Seeufer.
Eine Touren-Auswahl
Die Auswahl an Mountainbike-Touren am nördlichen Gardasee ist unendlich. Von aussichtsreichen Rundtouren über Forstwege bis hin zu anspruchsvollen Trail- und Downhill-Touren findet am Gardasee jeder eine passende Route für seine Ansprüche. Lediglich gemütliche Touren am Seeufer gibt es nicht, da hier die stark befahrene Landstraße fast überall direkt am See verläuft - es geht also immer gleich bergauf.
Malga Grassi - Rifugio Capanna Grassi
Eine klassische Einsteiger-Tour führt zur Hütte Malga Grassi. Gute 1.000 Höhenmeter sind von Riva del Garda zu überwinden, bevor man die Hütte erreicht. Während am Anfang noch einige Hauptstraßen zu passieren sind, ist man den Großteil der Tour auf kleinen Nebenstraßen unterwegs. Die Auffahrt ist dabei komplett asphaltiert und mit einer angenehmen Steigung gut zu fahren. Wunderschön liegt die Hütte schließlich zwischen Almwiesen und wird von den umliegenden Bergen umrahmt. Die Einkehr in der Capanna Grassi gehört zum Pflichtprogramm bei einem Gardasee-Aufenthalt. Die Pastaportionen sind lecker und riesig und auch Knödel und Polenta sind ausnahmslos zu empfehlen.
Wer auf eine Forstweg-Tour aus ist, rollt nach der Pause gut gestärkt zunächst auf der Auffahrtsstraße wieder ins Tal. Auf etwa halber Strecke zweigt man im kleinen Örtchen Campi auf Forst- und Karrenwege ab, die einen ohne Verkehr bis fast zurück nach Riva bringen. Kurz vor Riva lohnt sich ein kurzer Abstecher zur Bastione, von der man einen tollen Panoramablick über Riva, Torbole und das gesamte nördliche Seeufer bekommt.
Versierte Mountainbiker mit Lust auf Trails, treten von der Hütte noch etwa 100 steile Höhenmeter weiter bergauf und wagen die Abfahrt über den Malga Grassi Trail. Der anspruchsvolle Trail ist mit großen Steinen und Stufen gespickt und führt mitten durch einen dichten Buchenwald. Bei Campi trifft der Trail auf den oben beschriebenen Forstweg und führt über die gleichen Wege ins Tal. Damit ist die Tour perfekt für Gruppen mit unterschiedlichen Leveln, die sich hier wieder treffen können.
Passo Rocchetta
Ein wahrer Gardasee-Klassiker ist die Tour zum Passo Rocchetta. Von Riva del Garda geht es über die alte Ponalestraße in Richtung Pregasina oder Ledrosee. Die Ausblicke unterwegs sind spektakulär, die Straße führt meist direkt am Abgrund entlang. Leider wurde die Straße in den letzten Jahren “touristentauglich” gemacht und immer wieder verbreitert und ausgebaut. Was früher ein schmaler Schotterweg war, ist heute zum breiten Forstweg geworden, über den unzählige Wanderer und Radler aus Riva zur Belvedere Bar hinauffahren oder -gehen. Die Bar hat ihren Namen verdient: Von ihrer Terrasse hat man bei Cappuccino oder Spritz zu jeder Tageszeit einen tollen Blick über den kompletten nördlichen See.
Nach dem Passieren der Bar wird es etwas ruhiger und Biker müssen sich entscheiden, welchen Weg sie zum Rocchetta-Pass einschlagen möchten. Der Weg über Pregasina, Punta Larici und die Malga Palaer hat mit “nur” 1.200 Höhenmetern insgesamt weniger Anstieg, ist aber stellenweise sehr steil und unwegsam. Dafür kommt man mit der Punta Larici an einem weiteren spektakulären Aussichtspunkt vorbei. Alternativ fährt man die längere Route über den Ledrosee und den Passo Guil. Auch hier sind einige steile Anstiege zu überwinden, allerdings werden diese größtenteils auf Asphalt zurückgelegt, so dass die Route trotz 300 Höhenmetern mehr insgesamt weniger anstrengend ist.
Am Passo Rocchetta kommen beide Routen wieder zusammen und es wartet erneut eine tolle Aussicht über den See. Die Abfahrt erfolgt über einen wenig begangenen Wanderpfad, der sich am Anfang gemütlich den Berg entlang zieht und kaum an Höhe verliert, bevor es schließlich in engen Kurven in Richtung Tal geht. Der Trail endet kurz vor Pregasina, wo man sich im Ristorante Panorama bei Pasta oder hausgemachtem Kuchen stärken kann. Zurück nach Riva geht es dann wieder über die alte Ponalestraße.
Val del Diaol und Navene Trails
Einer der wenigen gebauten und gepflegten Downhill Trails am nördlichen Gardasee ist der Trail Val del Diaol. Direkt aus der Altstadt von Torbole geht es über eine schmale Asphaltstraße, die nur von einigen Kletterern, die hier oben ebenfalls ihr Revier haben, befahren wird, den Berg hinauf. Man passiert das Örtchen Busate und die Malga Zures und erreicht nach ca. 1.000 Höhenmetern den gut markierten Einstieg zum Trail.
Der gebaute Trail ist nichts für Anfänger und wartet gleich zu Beginn mit einigen anspruchsvollen Abschnitten auf. Es geht teilweise steil bergab und gebaute Elemente laden Profis zum Springen oder anderen Spielchen ein. Nach etwa der Hälfte wird die Abfahrt etwas moderater und weniger steil, allerdings ist diese Route für Anfänger trotzdem nicht zu empfehlen. Schließlich endet der Trail unweit von Torbole oberhalb des Sees.
Wer auf der Suche nach einem Naturtrail auf dieser Seite des See ist, fährt nach dem Einstieg zum Val del Diaol noch weitere 200 Höhenmeter bergauf und trifft dort auf den Navene Trail. Dieser führt weniger steil, allerdings stellenweise sehr schottrig zum namensgebenden Örtchen Navene kurz vor Malcesine am Ostufer des Sees. Von hier muss man ca. 10 km an der stark befahrenen Uferstraße zurück nach Torbole treten. Die Mitnahme eines Rücklichts ist empfehlenswert, da die Straße nicht überall einen Radweg hat und zudem zwei Tunnel durchquert werden müssen, was die Fahrt nicht sehr angenehm macht. Wer Zeit hat, wählt die entspannte Variante und fährt von Navene noch ca. 5 km weiter nach Süden. Von Malcesine geht es dann bequem mit einem der Linienschiffe zurück nach Torbole.
San Giovanni
Nicht nur direkt am Seeufer, auch im Hinterland von Riva und Torbole warten unzählige Touren auf Mountainbiker. Eine relativ einfache Tour führt von Arco nach San Giovanni al Monte. Eine wenig befahrene Asphaltstraße windet sich mit angenehmer Steigung zunächst durch Olivenhaine und schließlich durch den schattigen Wald hinauf in die kleine Feriensiedlung. Nach gut 1.000 Höhenmetern wartet das Restaurant San Giovanni mit einer schönen Terrasse und guten Pastagerichten auf hungrige Biker.
Nach der Einkehr geht es über einen Sattel mit wunderschönen Bergwiesen zum Trail-Einstieg, der relativ einfach zurück nach Arco führt. Lediglich im Herbst ist hier Vorsicht geboten, da das dichte Laub die Felsen komplett überdeckt und Hindernisse unsichtbar werden. Nach der Abfahrt lohnt sich ein Bummel durch die Altstadt-Gässchen von Arco mit unzähligen Outdoor-Läden, Restaurants und kleinen Bars.
Pianaura Trails
Eine abwechslungsreiche Runde abseits der Berge wartet bei San Martino, ebenfalls im Hinterland von Torbole. Die ca. 10 km lange Runde, die nach Belieben verkürzt oder verlängert werden kann, liegt komplett im schattigen Wald und ist somit eine tolle Alternative für heiße Tage oder als Halbtagestour. Bergauf geht es über gemütliche Forstwege. Die Trails sind dann abwechslungsreich: Mal schottrig, mal über Waldboden und über große Steinplatten geht es wieder zurück ins Tal. Mit gut 90% Trailanteil bekommt man auf dieser Halbtagestour die verhältnismäßig größte Trail-Ausbeute. Immer wieder quert man auf der Abfahrt die Auffahrtsroute, so dass die schönsten Stellen noch einmal in Angriff genommen oder andere Varianten ausprobiert werden können.
Schlafen, Essen, Trinken
In Torbole und Riva del Garda warten Unterkünfte aller Kategorien auf Urlauber. Direkt am Seeufer gibt es verschiedene Campingplätze. Dazu gibt es von der einfachen Pension bis hin zum 5*-Wellnesshotel für jeden Geldbeutel das passende Angebot. Und auch wenn es eine riesige Auswahl gibt, sollte an langen Wochenenden und in der Hochsaison vorab gebucht werden, denn dann sind die Orte rund um den See oft bis auf das letzte Zimmer ausgebucht.
Auch das Restaurantangebot ist unendlich. In den Altstadtgassen von Torbole und Riva reiht sich ein Restaurant an das nächste, die Tische sind stets gut besetzt. Ob klassische Pizza und Pasta, Fischgerichte oder kreative Menüs - hier findet jeder etwas, was seinem Geschmack entspricht. Und natürlich gibt es auch unzählige Gelaterias für den italienischen Eisgenuss sowie Bars und Cafés für Cappuccino und Spritz vor und nach der Tour.
Über den Autor*Innen
Christine Kroll
Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.