Das Tablet klemmt zwischen Kaffeetasse und Blumenvase auf dem Frühstückstisch. Und während ich genüsslich in mein Brötchen beiße, höre ich Uli Plaumann zu. Sie erzählt, welche Vorteile Gels oder Riegel haben und wie ich trainieren kann, damit mir auf dem Mountainbike bei steilen Anstiegen nicht zu schnell die Puste ausgeht. Die Trainings- und Ernährungstipps der Expertin vom Radlabor sind Teil der Mountainbike Spring Week presented by SRAM & RockShox. Ein virtuelles Rad Camp mit Workshops und Vorträgen speziell für Frauen. Rund 100 Mountainbikerinnen haben sich angemeldet. Machen mit beim Morning Yoga. Üben, sich selbst Kinesio Tapes anzulegen. Erfahren, wie sich durch Mental Coaching, Ängste am Trail überwinden und innere Blockaden lösen lassen. Oder probieren aus, wie modernes Stabi-Training Stabilität in die Körpermitte und damit Sicherheit fürs Kurvenfahren bringt. In den Technikworkshops lassen sich die Mountainbikerinnen erklären, wie eine Federgabel auseinandergebaut und gewartet wird oder was es beim Frühjahrscheck am Bike alles zu beachten gilt. Die Antworten auf zahlreiche Rückfragen hat Technik-Experte Martin von SRAM sofort parat und gibt bereitwillig Auskunft. Klar, gemeinsam draußen am Trail auf dem Bike die richtige Technik üben, ist etwas anderes. Trotzdem: Das virtuelle Rad Camp bietet mehr als nur eine laue Alternative, wenn die reellen Rad Camps wegen Corona nicht stattfinden können.
„Bereits in den letzten eineinhalb Jahren habe ich an Fahrtechnikkursen teilgenommen. In der Regel sind hier auch kleinere Techniksessions dabei wie ein kurzer Bike-Check oder auch mal ein Bremsenwechsel. Aber passende Techniksessions in einer coolen Mädelsrunde zu finden ist super schwierig, daher war das Angebot der MTB Spring Week perfekt. Danach habe ich schon super lange gesucht“, erzählt Ricarda Vocke. Die Mutter einer dreijährigen Tochter, findet außerdem, dass sich Online-Veranstaltungen viel besser in ihren Familienalltag integrieren lassen und hofft auf „weitere solche Sessions“ auch nach Corona. Besonders die Möglichkeit, den Referenten Fragen stellen zu können und darauf sofort eine Antwort zu erhalten, habe sie sehr geschätzt, lautet ihre finale Bewertung der virtuellen Radtage.
Ich verfolge weiter interessiert dem Vortrag der Ernährungsexpertin. Es geht um den Zusammenhang zwischen Energiezufuhr und dem gewünscht kraftvollen Druck aufs Pedal und um die Verbesserung von Ausdauerleistungsfähigkeit. „80-90% der wöchentlich zur Verfügung stehenden Trainingszeit sollte man die Grundlagenausdauer mit geringer Intensität trainieren“, erklärt die Expertin. Am besten zwischen 90 Minuten und vier Stunden am Stück, weil da der Reiz auf den Körper und damit der Erfolg am besten sei. Die verbliebenen 10 -20% der wöchentlichen Trainingszeit solle man nutzen, die Laktattoleranz zu steigern und die maximale Sauerstoffaufnahme zu verbessern. Also in geringem Umfang mit hoher Intensität trainieren. Auch jetzt fragen die Teilnehmerinnen immer wieder interessiert nach, lassen sich Details noch einmal erklären. Manche folgen dem Vortrag mit ausgeschalteter Kamera. Andere haben ihre Kamera aktiviert und sind für alle sichtbar.
„Die Frauen sollen die Kamera anmachen. Wenn man sich gegenseitig sieht, stärkt das die Gemeinschaft“, ermutigt Monika Fiedler-Proksch zum Schritt aus der Anonymität. Die Gründerin von fiedler concepts, dem Veranstalter der Mountainbike Spring Week, ist überzeugt, dass sich das Gemeinschaftsgefühl reeller Rad Camps mit dem entsprechenden Konzept auch auf virtuelle Veranstaltungen übertragen lässt. Und wenn mal versehentlich ein Mikro nach einer Rückfrage an bleibt und die anderen unfreiwillig Zeugen einer Mutter-Kinder-Diskussion ums morgendliche Zähneputzen werden, „ist das doch charmant, wenn nicht alles perfekt ist“, kommentiert Fiedler-Proksch den persönlichen Touch der Online-Veranstaltung.
Sportveranstaltungen von Frauen für Frauen sind ein Standbein der fiedler concepts Agentur, die sich unter dem Markenzeichen Sporting Women seit vielen Jahren darauf spezialisiert hat, sportlich aktive Frauen in den verschiedensten Disziplinen zusammenzubringen und für Anfänger wie Semiprofis ansprechende Formate zu entwickeln. „Vor Corona hat sich unser virtuelles Engagement auf Stammtische oder Livetalks“ beschränkt, berichtet Moni Fiedler-Proksch von den Herausforderungen, die das Virus an die erfahrenen Organisatoren von Großevents – beim jährlichen Challenge Women Run sind im Schnitt 2000 Frauen dabei – gestellt hat. Mit Corona sei relativ schnell der Wunsch entstanden, virtuelle Formate zu organisieren. Nicht als abgespeckter Ersatz für die ausgefallenen reellen Sportevents, sondern als qualitativ hochwertige, nachhaltige Neuformate. „ Wir organisieren auch unsere virtuellen Events mit viel Liebe zum Detail. Vom hochwertigen Goodie Bag, das die Sponsoren und Partner bestücken, bis hin zu ausgewählten Referenten und Profi-Athletinnen, die von ihren eigenen sportlichen Erfahrungen berichten“, betont Fiedler-Proksch. Und fügt mit einem Blick auf die Zeit nach Corona hinzu, dass Hybrid-Veranstaltungen, bei denen ein virtueller Teil mit reellen Challenges verknüpft werden, eine ganz neue Zielgruppe ansprechen könnten: „Frauen, die nicht gerne reisen, zum Beispiel. Oder Frauen, die kleine Kinder haben und darum nicht einfach mal ein Wochenende weg können.“
Dem kann Simone Umbach nur zustimmen und antwortet auf die Frage, ob sie auch zukünftig an virtuellen Rad Camps teilnehmen würde: „Ja, wieso nicht. Man hat ja nicht immer Zeit irgendwo hinzufahren. Da bietet sich so was, wo man von überall aus machen kann, total an.“ Seit drei Jahren ist Umbach auf dem MTB aktiv, bei den Sporting Women war sie zum ersten Mal dabei. Am virtuellen Bike Camp hat ihr vor allem die Mischung der verschiedenen Kurse gefallen.
Mein Tablet ist mittlerweile vom Esstisch auf den Fußboden umgezogen und ich mach nach, was Michael Kley vormacht: Stabilitätsübungen, speziell fürs Biken. Denn „ein stabiler Köper erlaubt gewollte Bewegungen, während er ungewollte verhindert“, erklärt der Bewegungsexperte, der selbst aktiver Sportler ist, und zeigt Alternativen zur traditionellen Plank, bei denen mehr Bewegung ins Training kommt. Beispielsweise indem im Vierfüßlerstand die Knie rund 5 cm vom Boden abgehoben werden, das Gewicht nur auf den aufgestellten Zehen ruht und dann abwechselnd je ein Bein nach hinten ausgestreckt wird. „Das schöne ist, dass durch die Position mit den angehobenen Knien der Rumpf bereits aktiv ist“, erklärt Kley die Verknüpfung von Stabilität und Bewegung bei dieser Übung. Bei der man gar nicht anders könne, als die gute Position beizubehalten und der Körper so lerne stabil zu bleiben, während sich durch das nach hinten Strecken des Beins auch die Hüfte streckt, also in Bewegung komme. Mir persönlich fällt das Stabi-Training deutlich leichter als das Morning Yoga mit dem das virtuelle Bike Camp an diesem Morgen in den Tag gestartet ist. Da habe ich, was die Beweglichkeit angeht, noch deutlich Luft nach oben. Vielleicht ist das ja Motivation auch an der Road/Gravel Spring Week Ende April teilzunehmen, bei der der Schwerpunkt auf Rennrad und Gravelbike liegt und neben morgendlichem Yoga und Pilates auch wieder Technikworkshops, Mentaltechnik, Trainings- und Ernährungstipps und vieles mehr auf dem Programm stehen.
Weitere Informationen
Road/Gravel Spring Week 22. - 25. April 2021
39,- € bei Anmeldung aus Deutschland (Schweiz und andere EU-Länder 49 Euro)
Online Anmeldung über www.sportingwomen-weekend.de/road-gravel-spring-week/
Leistungen
- Verschiedene Workshops von Experten (z.B. Trainingstipps, Technik Sessions um dein Rennrad/Gravel-Bike, Mentales Training, Motivationscoaching, Trainings- und Ernährungstipps)
- Exklusive Interviews mit Athletinnen/Ambassadoren aus der Szene
- Verschiedene Sport-Sessions zum Verfolgen und Mitmachen: Yoga, Stabi-Training
- Professionelle Trainer und Coaches
- Neue Impulse und Motivationskicks
- Hochwertiges Goodie Bag per Post zu dir nach Hause
- Teilnahme an der exklusiven Road/Gravel Challenge mit Verlosung von hochwertigen Preisen
- Du bist Teil der Sporting Women Community
Über den Autor*Innen
Maren Recken
Maren Recken ist als freie Journalistin mit Videokamera, Fotoapparat und Notizblock unterwegs. Häufig in Italien, am liebsten im Gespräch mit den Menschen vor Ort; auf der Suche nach einer besonderen Story und einem authentischen Reiseziel. Sie veröffentlicht online und in verschiedenen Tageszeitungen, dreht Videos und erstellt Imagefilme. Während und nach ihrem Germanistikstudium hat sie mit verschiedenen privaten Radio- und Fernsehsendern zusammengearbeitet. Bei La Nazione in Florenz hat sie in der Onlineredaktion erlebt, wie Journalismus in Italien funktioniert.