Steyr – Prachtvolle Bürgerhäuser und Genussradtouren am Wasser

Für sportlich Aktive besonders praktisch: Die verschwitzten Radklamotten kann man im harry’s home an zwei Service Points einfach in die Waschmaschine und den Trockner werfen - (c) Gabi Vögele

Das Städtchen Steyr in Oberösterreich ist vielen wohl vor allem wegen der Unternehmen bekannt, die hier ansässig sind und waren. Aus Steyr kamen und kommen Waffen, Flugmotoren, Fahrräder, Traktoren, Lastwagen, Autos. Der Industriestandort Steyr hat eine jahrhundertelange Tradition als Verarbeitungs- und Handelszentrum für das Eisen, das seit dem frühen Mittelalter im Gebiet der Eisenwurzen gewonnen wurde. Die Lage an der Eisenstraße hat die Stadt am Zusammenfluss von Enns und Steyr früh reich gemacht.  Diesen Wohlstand, den das Eisen der Stadt gebracht hat, sieht man heute noch im Stadtbild.

Das ist die andere, die weniger bekannte Seite Steyrs, die allemal eine Reise lohnt: Prächtige Bürgerhäuser in der Altstadt und die Lage an den zwei Flüssen Enns und Steyr, an denen sich mit dem Ennstal- und dem Steyrtal-Radweg jeweils attraktive Radrouten entlang schlängeln. Für Genussradler, die am Wegesrand auch Geschichte und Kultur schnuppern wollen, also ein idealer Ausgangspunkt.

Das Eisen machte Steyr steinreich
Bevor man sich aufs Rad schwingt und einer der beiden Radrouten folgt, die sich mitten in Steyr kreuzen, sollte man sich aber Zeit nehmen für eine Stadtbesichtigung. Denn den historischen Stadtplatz von Steyr säumen sehenswerte, prachtvolle Bürgerhäuser. Steinhäuser, wie sie sich im 15. und 16. Jahrhundert nur die Reichen leisten konnten. Nicht zufällig gehörte das bekannteste dieser Häuser am Stadtplatz, das „Bummerlhaus“ aus dem 15. Jahrhundert, einem wohlhabenden Eisenhändler. Seinen Namen verdankt das gotische Bürgerhaus, in dem einst auch das Gasthaus „Zum goldenen Löwen“ untergebracht war, dem Löwen auf dem Wirtshausschild. Für die Steyrer sah das Tier eher nach einer Promenadenmischung aus Pinscher, Pudel und Dackel aus, im Dialekt wurde er das Bummerl. Ob stolzer Löwe oder plumpes Hündchen – da kann sich jeder Steyr-Besucher selbst seine Meinung bilden. Das goldene Schild ziert bis heute das historische Gebäude.

Auch der goldene Stern, der das üppig geschmückte „Sternhaus“ am Stadtplatz ziert, verweist auf die Quelle des Steyrer Wohlstands. Er steht als Symbol für den Eisenhandel. Engelsfiguren an dem prachtvollen Bürgerhaus verkörpern außerdem die fünf Sinne des Menschen.

Noch mehr solch interessanter Geschichten zu den vielen historischen Gebäuden der Stadt erfährt man bei einer Stadtführung. Etwa, dass sich hinter den prachtvollen Fassaden der Altstadt oft romantische Innenhöfe verbergen. Zu den schönsten gehört der Arkadenhof des Meditzhauses am Stadtplatz 9, gegenüber vom Sternhaus. Abgeschottet vom Treiben auf dem Stadtplatz kann man hier im Cafe Rahofer ganz entspannt einen sehr guten Kaffee trinken.

Durch die Enge Gasse führt die Stadtbesichtigung dann weiter durch das bunt bemalte Schlosstor hoch zum Schloss Lamberg über der Altstadt. Hier oben stand schon vor mehr als tausend Jahren die Styraburg, die der Stadt ihren Namen gab. Bei einem Stadtbrand im Jahr 1727 wurde die alte Burganlage aber zerstört, die Grafen Lamberg errichteten an der Stelle ein repräsentatives Barockschloss. Die barocke Schlossbibliothek, mit über 10.000 Bänden eine der größten Österreichs, und die Tapetenzimmer mit Bildtapeten aus dem 19. Jahrhundert kann man besichtigen. Auf eine besondere Überraschung stößt man im Schlossgraben. Dort hat man ein paar Alpensteinböcke angesiedelt, die von dort aus entspannt die Schlossbesucher beobachten.

Bis November 2021 ist Schloss Lamberg außerdem auch noch einer von drei Standorten der oberösterreichischen Landesausstellung in Steyr. Unter dem Titel „Arbeit Wohlstand Macht“ dokumentiert sie am Beispiel der Stadt Steyr das historische Zusammenwirken von Arbeiterschaft, Bürgertum und Adel. Weitere Ausstellungsorte in Steyr neben dem Schloss Lamberg, wo die Geschichte des Adels thematisiert ist, sind der Innerberger Stadel zur Rolle des Bürgertums und das Museum Arbeitswelt, das die Bedeutung der Arbeiterschaft zeigt.

Auf alten Gleisen gemütlich durchs Steyrtal
Nach so viel Kultur- und Wirtschaftsgeschichte wird es aber Zeit, sich aufs Rad zu schwingen. Am Zusammenfluss von Enns und Steyr hat man dann die Qual der Wahl. Entlang der Enns oder entlang der Steyr radeln? Entlang der Steyr erwartet uns eine gemütliche, familienfreundliche Tour. Auf der alten Gleistrasse der ehemaligen Steyrtalbahn radelt man gemütlich durch die wildromantische Auenlandschaft, vorbei an Badeplätzen und der Wallfahrtskirche Christkindl. In der Vorweihnachtszeit richtet die österreichische Post hier ein Sonderpostamt ein und verschickt knapp 2 Millionen Briefe und Postkarten mit dem Sonderstempel Christkindl. Im Sommer kann man das 17 Kilometer lange Stück zwischen Steyr und Grünburg an den Wochenenden auch mit der Steyrtal Museumsbahn zurücklegen, der ältesten Schmalspurbahn Österreichs.  Und wer nach den knapp 50 Kilometern, die sich der Steyrtal-Radweg R8 von Steyr bis St. Pankraz zieht, noch nicht genug hat, kann auf dem Nationalpark Kalkalpen-Radweg R31 bis Spital am Phyrn weiterfahren. Zurück geht es dann am Wochenende bequem mit dem Radshuttle. radshuttle.at

Auf der Spur des Eisens im Tal der Feitelmacher
Dem Weg des Eisens folgt man auf dem Ennstalradweg R7. Auf dem Fluss wurde das Erz des Erzbergs verschifft. Entlang der Enns entstanden deshalb zahlreiche Hammerwerke zur Verarbeitung des Rohstoffs. Das Ennstal trägt deshalb auch den Beinamen „Tal der Hämmer“. Wer die gesamten 263 Kilometer des Ennstal-Radwegs vom salzburgischen Flachauwinkel am Fuß der Niederen Tauern durch spektakuläre Gebirgslandschaften bis nach Enns absolvieren will, sollte schon sportlich sein. Von Steyr aus kann man aber auch auf einzelnen Etappen einen guten Eindruck von der historischen Bedeutung des Eisens für die Wirtschaft in der Region bekommen – etwa, wenn man den Abschnitt bis Ternberg und ins „Tal der Feitelmacher“ radelt. Im Museumsdorf Trattenbach kann man sich dort in lebendigen Schaubetrieben anschauen, wie die traditionellen Taschenfeitel – handgefertigte, hochwertige Taschenmesser – hier seit fast 600 Jahren hergestellt werden. Dem Schmied kann man beim „Breiten“ der Klingen zuschauen, dem Drechsler beim Erzeugen der Griffe. Und im Info Center des Museumsdorfs darf man dann als ganz besonderes Souvenir seinen eigenen Feitel anmachen, also die Klinge am Griff befestigen. Wer mag, kann mit einem kleinen Lötkolben sogar noch seine Initialen in das handgefertigte Stück brennen. Ein eigener kleiner Beitrag zu einem großen Kulturerbe. Denn seit 2015 ist die Trattenbacher Taschenfeitel-Erzeugung in das österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
www.tal-der-feitelmacher.at www.ennsradweg.com

E-Bike-Genusstour in die Mosthügel
Mit dem E-Bike Verleiher E-Mobility in der Engen Gasse in Steyr kann man aber auch geführte E-Bike Touren in die Umgebung machen. Besonders genussvoll ist die Mostbauerntour. Von der Steyrer Altstadt aus radelt man zunächst an der Steyr entlang durch das Naturschutzgebiet Unterhimmler Au mit seinen Schotterbänken und Streuobstwiesen und entlang der Bahntrasse der Steyrtaler Museumsbahn, bevor es in die Mosthügel des Alpenvorlands geht. Beim Mostheurigen Binderberg in Aschach an der Steyr  kann man dann nach einer Führung durch den 500 Jahre alten Mostkeller zum genussvollen Abschluss verschiedene Mostsorten aus Äpfeln und Birnen oder, für Experimentierfreudigere, ein Craft-Cidre aus Birnenmost mit Hopfen probieren. Dazu gibt es ein vollgepacktes Jausenbrettl mit Wurst und Aufstrichen, alles aus der eigenen Landwirtschaft oder vom Nachbarn.  Auf dem Rückweg nach Steyr kann man dann nochmal die tolle Aussicht von den Mosthügeln ins Steyr- und Ennstal genießen. www.emobility.co.at www.binderberg.at www.mosttraun4tler.at

harry’s home – das Hotel ist der ideale Ausgangspunkt für alle Touren
Idealer Ausgangspunkt für diese Genusstouren ist in Steyr das neue Hotel harry’s home. Am Rande der Altstadt gelegen, ist es von dort ein Katzensprung zum historischen Zentrum und zu den gut ausgeschilderten Radwegen an Steyr und Enns.

Das neue Hotel mit 87 Studios und Apartments in verschiedenen Größen von 20 bis 75 Quadratmeter gehört zur Familie der „harry’s home hotels & apartments", von denen es in Österreich, Deutschland und der Schweiz inzwischen acht Stück gibt. In Steyr hat die Hoteliersfamilie Ultsch das harry’s home sozusagen als Krönung auf ein Einkaufszentrum draufgesetzt. So hat man, etwas oberhalb der Altstadt, von den Zimmern und der Bar im obersten Stockwerk, einen weiten Panorama-Blick über Steyr. Weil die Zimmer im zweiten Stock in einem Kranz rund um einen begrünten Innenhof auf dem Dach des Einkaufszentrums angelegt sind, hat man gleichzeitig eine grüne Oase vor der eigenen Terrassentür. Auf dem Liegestuhl kann man hier nach einer Radtour oder einem Bummel durch die Stadt in aller Ruhe die Beine ausstrecken und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Oder man genehmigt sich gleich einen Sundowner auf der Aussichtsterrasse der Skybar mit Blick über die Dächer der Stadt. Dank der Rundum-Fensterfront der stylischen Bar im obersten Stock des Hotels kann man diesen Panoramablick auch bei etwas schlechterem Wetter genießen.

Für sportlich Aktive besonders praktisch: Die verschwitzten Radklamotten kann man im harry’s home an zwei Service Points einfach in die Waschmaschine und den Trockner werfen. Und Proviant für die Tagestour holt man sich einfach unten im Supermarkt des Einkaufszentrums im gleichen Gebäude.  harrys-home.com/steyr

Mehr Infos für einen Besuch in Steyr und Umgebung findet man unter steyr-nationalpark.at.

Über den Autor*Innen

Gabi Vögele

Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.

Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.