Mit dem Mountainbike auf den Drei-Länder-Enduro-Trails

Der flowige Zirmtrail bietet perfekte Aussicht - (c) Christine Kroll

Drei Länder, 30 Singletrails mit über 60 Abfahrts-kilometern und fünf Bergbahnen sind die Zutaten für ein abwechslungs-reiches Mountainbike-Wochenende. Dazu gibt es rund um Nauders und dem Reschensee ein tolles Bergpanorama, weite Almlandschaften und gemütliche Hütten.

Im Dreiländereck von Österreich, Italien und der Schweiz hat sich zwischen Nauders, Reschen, Graun und St. Valentin auf der Haide im Laufe der letzten Jahre ein beliebtes Gebiet für abfahrtsorientierte Mountainbiker etabliert. Drei Gondelbahnen und zwei Sessellifte erleichtern die Anstiege. Hier und dort sind einige zudem einige Uphills aus eigener Kraft zu bewältigen, wenn man das gesamte Gebiet erkunden möchte.

Die meisten der ausgewiesenen 30 Trails sind naturbelassen und je nach Schwierigkeitsgrad in blau, rot und schwarz kategorisiert. Ein Großteil der Trails ist blau (einfach) oder rot (mittel) markiert, so dass sich auch Anfänger oder leicht fortgeschrittene Mountainbiker wohlfühlen. Für anspruchsvolle Downhiller gibt es einige schwere schwarze Trails, zu denen es aber immer eine einfachere Alternative gibt, um diese zu umfahren. Zudem wurden in den letzten Jahren auch einige Flowtrails gebaut, die mit perfekten Anliegerkurven und Murmelbahnfeeling absolut anfängerfreundlich sind, aber auch erfahrenen Bikern ein Grinsen ins Gesicht zaubern.

Um die andernorts üblichen Konflikte zwischen Bikern und Wanderern zu vermeiden, sind die meisten Trails exklusiv den Mountainbikern vorbehalten, während es andere Wege für Wanderer gibt, auf denen Radfahren verboten ist. Dort, wo Wege gemeinsam genutzt werden, wird freundlich gegrüßt und gegenseitig Rücksicht genommen.
Grob kann man das Gebiet in vier Bereiche einteilen, die durch geschickt ausgewiesene Transfers mit ein wenig eigener Pedalarbeit gut zu ausgiebigen Touren miteinander kombiniert werden können: Bergkastel und der Mutzkopf bei Nauders, Schöneben bei Reschen und die Haideralm am Südende des Sees.

Am Bergkastel
Vom größten Ort Nauders geht es mit der Bergkastelbahn bequem auf 2.161 m Höhe. Die neue Zirmbahn bringt einen ab hier noch ein Stück weiter auf fast 2.500 m und den damit höchsten Punkt im Gebiet. Hier beginnt der flowige Zirmtrail. Geschickt haben die Trailbauer die Kurven so in die Landschaft eingefügt, dass man für nur 300 Tiefenmeter 6 km unterwegs ist und schließlich mit einem Grinsen im Gesicht wieder vor der Bergstation der Bergkastelbahn steht.

Von hier führen die etwas anspruchsvolleren Trails Alm- und Bergkasteltrail auf direktem Weg zurück nach Nauders. Beide Trails verfügen zwar über gebaute Kurven und Sprünge sind aber dennoch naturbelassen und führen über Steine und Wurzeln zurück ins Tal. Die Trails sind beide rot klassifiziert und überwinden auf dem Weg ins Tal über 900 Tiefenmeter auf 6,5 km.

Nach Italien
Wer sich genug am Bergkasteltrail ausgetobt hat, kann über die Plamort-Böden in Richtung Italien rollen. Über ein wunderschönes und aussichtsreiches Hochplateau führt der Plamort-Trail praktisch ohne Höhenunterschied in Richtung Italien. Rechts und links weiden Kühe und meist sind hier halbwilde Pferde zu sehen, die sich von den Mountainbikern so gar nicht stören lassen. Ein Weidezaun markiert die Grenze nach Italien und alte Panzersperren zeugen von den grauenhaften Geschehnissen hier oben während der Alpenkriege.

Bevor es hinab zum Reschensee geht, sollte auf jeden Fall Zeit für einen Stop am “Fotofelsen” mit Blick auf den See und bis zum Ortler drin sein. Zum Reschensee hinab geht es von hier über Bunker- und Etschtrail, die beide rot eingestuft sind und komplett naturbelassen über Stufen, Felsen und Wurzeln ins Tal führen. Nach etwa 2,5 Kilometern und knapp 500 Tiefenmeter ist es geschafft und man steht am Ufer des Sees.

Am Schöneben
Umrundet man den See auf dem Radweg an der Nordseite, erreicht man nach wenigen Kilometern die Talstation der Schönebenbahn, die einen bequem auf 2.108 m Höhe bringt. Auch hier oben gibt es mit dem Schöneben-Flowtrail einen anfängertauglichen Parcour, allerdings verlangt der weiter unten ins Tal führende Schönebentrail eine solide Fahrtechnik und ist mit einigen Schlüsselstellen gespickt.

Der Schönebentrail ist neben dem Bergkasteltrail der einzige Trail, den man ohne eigene Pedalkraft erreichen kann. Auch wenn der Schönebentrail in den letzten Jahren an einigen Stellen entschärft wurde, ist er anspruchsvoller als sein Pendant an der Bergkastelbahn und damit Treffpunkt der abfahrtsorientierten Fahrer. Aber auch der Obere und Untere Schönebentrail, wie die beiden Abschnitte heißen, sind mit einer roten Kategorisierung für fortgeschrittene Mountainbiker fahrbar.

Zur Haideralm
Am Südende des Reschensees liegt der Haidersee und hoch über selbigem die Haideralm.  Von der Bergstation der Schönebenbahn führt der Spin Trail über 4,5 km hinüber nach St. Valentin auf der Haide. Vielleicht weil der Trail nur langsam an Höhe verliert, ist er als blau klassifiziert, ist aber durch ein ständiges Auf und Ab anstrengend und zeitraubend zu fahren. Von St. Valentin bringt die Haideralmbahn Mountainbiker und Wanderer hinauf zur Haideralm auf 2.136 m Höhe. Hier warten ein roter und ein schwarzer Trail auf die Biker. Die beiden Trails kreuzen sich immer wieder, so dass man sich an anspruchsvollere Abschnitte wagen kann, ohne einen kompletten schwarzen Trail fahren zu müssen. Zurück nach Reschen geht es ähnlich anstrengend wie auf dem Hinweg über den Plattweg und Gorftrail zur Talstation der Schönebenbahn. Wer darauf keine Lust hat, kann alternativ den asphaltierten Radweg am Seeufer nutzen.

Der Mutzkopf
Last but not least gibt es noch den Mutzkopf, ein kleiner Berg, der bei Nauders von einem Sessellift bedient wird. Da es hier mit 1.822 m nicht ganz so hoch hinaus geht, ist der Mutzkopf im Frühjahr das erste Gebiet, das für Mountainbiker geöffnet wird, bevor die höher gelegenen Bergbahnen ihren Dienst aufnehmen.

Zum Mutzkopf gelangt man entweder direkt von Nauders über die Straße oder man nimmt den ausgeschilderten Transfer nach dem Oberen Schöneben-Trail.  Von dort  pedaliert man zunächst auf einer Asphaltstraße und später auf einem Forstweg in Richtung Rescher Alm und anschließend weiter über den Dreiländertrail hinüber zum Mutzkopf. Der Transfer erfordert insgesamt ca. 300 Höhenmeter und 6 km, die aus eigener Kraft überwunden werden müssen. Es lohnt sich landschaftlich in jedem Fall und die Rescher Alm ist unterwegs ein toller Stop für ein kühles Getränk oder eine Stärkung. Entlang zweier idyllischer Bergseen geht es auf dem Dreiländertrail dann zwei Mal über die Grenze - von Italien in die Schweiz und weiter nach Österreich, bevor man schließlich am Mutzkopf die Qual der Wahl hat: Drei rote und ein schwarzer Trail warten hier auf die Biker. Der rote Kreuzmoostrail z.B. ist mit Wurzeln gespickt und erfordert alle Konzentration, während der steile, schwarze Elventrail versierten Fahrern vorbehalten ist.

Weitere Informationen
Anreise: Die Anreise mit dem Auto erfolgt i.d.R. über Landeck und dauert etwa 3 Stunden von München.

Unterkunft: Die meisten Unterkünfte gibt es im Hauptort Nauders, aber auch Reschen, Graun und St. Valentin auf der Haide verfügen über verschiedene Hotels und Pensionen. Campingplätze gibt es in Nauders und St. Valentin.

Essen und Trinken: Alle Orte - allen voran wieder der Hauptort Nauders - verfügen über eine gute Auswahl an Restaurants, Cafés und Pizzerien. Tagsüber laden verschiedene Almen im Gebiet zu einer Rast ein. Schön sind z.B. die Stieralm am Bergkastel oder die Rescher Alm zwischen Schöneben und Mutzkopf. Direkt am See kann man im “Mein Dörfl” nach der Tour oder zwischendurch einkehren. Für Selbstversorger gibt es in Nauders zwei größere Supermärkte, in den anderen Orten kleinere Lebensmittelläden.

Tickets: Für die unbegrenzte Nutzung der fünf Bergbahnen samt Biketransport gibt es die Drei-Länder-Bikecard. Die Karte kann man mit einer gültigen Gästekarte für unterschiedliche Gültigkeitszeiträume von ½ Tag bis zu 6 Tagen erwerben. Derzeit liegen die Kosten z.B. bei 46 € für die Tageskarte und bei 114 € für ein Drei-Tages-Ticket (Stand September 2024). Der Clou bei Mehrtageskarten: Es wird nach 24 Stunden abgerechnet. Wer also z.B. Donnerstags Mittags in Nauders anreist und um 13.00h eine Drei-Tages-Karte löst, kann bis Sonntag Mittag 13.00 Uhr die Lifte im Gebiet nutzen und hat so ein tolles 4-tägiges langes Bikewochenende.

Trails, Tarifen, Unterkünften www.3-laenderendurotrails.com/de oder unter www.nauders.com/de

Über den Autor*Innen

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.