Hamburg mit dem Fahrrad entdecken

Wir schwingen uns aufs Rad, um bei einem Wochenendausflug Hamburg buchstä blich zu erfahren - (c) Gabi Vögele

Um eine fremde Stadt zu erkunden, gibt es ja viele Wege: Eine Stadtrundfahrt mit dem Bus, zu Fuß bei einer geführten Stadttour oder auf eigene Faust – oder mit dem Rad. Bei Letzterem entdeckt man die unterschiedlichen Ecken seines Reiseziels wahrscheinlich am besten.

Auf zwei Rädern ist man flexibel unterwegs, hat einen größeren Radius als zu Fuß und kann doch jederzeit spontan anhalten und einen Stopp einlegen, wenn eine Ecke interessant aussieht.

Also schwingen wir uns aufs Rad, um bei einem Wochenendausflug Hamburg buchstäblich zu erfahren. Die gigantischen Hafenanlagen, die schon ikonische Elbphilharmonie und natürlich St. Pauli mit der Reeperbahn – das sind so die ersten Bilder, die man von der Stadt im Kopf hat. Bei einer geführten Radtour mit dem Radverleih „Hamburg City Cycles“ kann man diesen Hamburg-Klischees viele neue Eindrücke hinzufügen. Auf verschiedenen Routen lotsen die Fahrrad-Guides in kleinen Gruppen durch die Hansestadt. Einen guten ersten Überblick bietet etwa die Tour „Hamburg kompakt“, bei der man die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt ansteuert: Von St. Pauli, wo der Radtouren-Anbieter seine Basis hat, geht es über die Reeperbahn und die Landungsbrücken mit Hafenblick weiter in die Hamburger City mit dem Michel und dem Rathaus.

Wer so richtig Fernweh-Atmosphäre schnuppern will mit viel Hafen-Flair, der bucht aber am besten die gut dreistündige Radtour entlang der Elbe.

Süßer Start im Porugiesenviertel
Startpunkt ist auch hier der Shop des Radverleihs in St. Pauli. Von dort geht es erst einmal ins Portugiesenviertel. Mit den vielen kleinen Cafés und Restaurants, von denen viele typisch portugiesische Spezialitäten anbieten, fühlt man sich gleich nach Lissabon oder Porto versetzt. Kein Wunder. Geprägt haben das Viertel die vielen Portugiesen, die in den 1970er Jahren nach Hamburg kamen, um im Hafen zu arbeiten, sich in dem Viertel in der Nähe der Landungsbrücken niederließen und ihren südlichen Lebensstil dorthin mitbrachten. Das Leben im Portugiesenviertel spielt sich im Sommer auf der Straße ab. Überall stehen Tische und Stühle vor den Lokalen. Da muss man natürlich gleich einen ersten Stopp einlegen und sich bei einem Milchkaffee und einem süßen „Pastel de nata“ in einer Pastelaria für die bevorstehende Tour stärken. Tour-Guide Lars kennt die portugiesischen Spezialitäten und gibt Tipps für die Bestellung.

Abtauchen in den Alten Elbtunnel
So gestärkt geht die Radtour weiter Richtung Landungsbrücken, wo man das typische Hamburger Hafen-Flair erlebt. Von den schwankenden Pontons legen die Schiffe der verschiedenen Anbieter für die Hafen-Rundfahrten ab, die auf jeden Fall zu einem Hamburg-Besuch gehören. Nach einem Blick über den Hafen mit seinen Schiffen geht es für die Teilnehmer der Radtour aber stattdessen erst einmal in den Untergrund. Eine vergitterte Aufzugbox bringt Räder und Radler hinunter in den Alten Elbtunnel. In mehr als 23 Metern Tiefe führt die mit rund 400.000 weißen Kacheln verzierte Röhre unterhalb des Flusses auf die andere Elbseite. Reliefs in Form von Seesternen oder Delfinen schmücken die Wände.

Seit der 1911 eröffnete Tunnel nach seiner aufwändigen Sanierung für Autos gesperrt und Radfahrern und Fußgängern vorbehalten ist, bietet er ein ganz besonderes Fahrraderlebnis. Im schummrigen Licht der alten Lampen tief unter dem Fluss durchzuradeln, das ist schon ein ganz eigenes Erlebnis. Am Ende des 426 Meter langen Tunnels auf der anderen Seite der Elbe angekommen, bietet eine Aussichtsplattform den vielleicht besten Panoramablick auf die Landungsbrücken mit großen Schiffen, Schleppern und Barkassen.

Über die St.-Pauli-Hafenstraße zum Fischmarkt
Nach einer weiteren Fahrt durch den Tunnel fährt man die St.-Pauli-Hafenstraße entlang. Hier erzählt Tour-Guide Lars von den Hausbesetzungen in den 1980er Jahren, mit denen Autonome Luxussanierungen der Gründerzeithäuser verhindern wollten. Erfolgreich. „Nach langen und heftigen Auseinandersetzungen, die die Hafenstraße weit über Hamburg hinaus bekannt machten, konnten die Besetzer die Häuser tatsächlich übernehmen und in Eigenregie instandsetzen“, berichtet Lars. So wurde die Hafenstraße zu einem bunten, alternativen Szene-Viertel. Auch der Antonipark an der Hafenstraße spiegelt mit Kunstobjekten wie stählernen Palmen dieses kreative Flair. Den kurzen Stopp auf der Tour lohnt er aber vor allem wegen des spektakulären Blicks auf den Hafen und die Elbphilharmonie, den man von dort hat.

Nur ein Stück weiter ist man dann schon am legendären Fischmarkt. Seit 1730 verkaufen die Altonaer Fischer hier ihren Fang, früher direkt vom Kutter. Am trubeligsten geht es hier am Sonntagmorgen zu, wenn Nachtschwärmer nach durchfeierter Nacht und Frühaufsteher sich in das quirlige Markttreiben stürzen. Aber auch wenn man hier an einem anderen Tag vorbeikommt, lohnt sich ein Stopp an der historischen Fischauktionshalle. Der Backsteinbau mit seiner gläsernen Kuppel und den gusseisernen Pfeilern ist ein architektonisches Juwel am Hafen.

Museumshafen und Sandstrand in Övelgönne
Mit dem Fischmarkt ist man dann auch schon in Hamburgs ehemaliger Schwesterstadt Altona angekommen. Immer entlang der Elbe radelt man nun bis Övelgönne. Hier reihen sich schmucke, kleine Kapitänshäuser direkt am Wasser entlang zu einer hübschen Promenade auf. Das traditionelle Fischerdorf ist längst zum beliebten Ausflugsort geworden. Im Museumshafen Oevelgönne kann man historische Schiffe bewundern, darunter das älteste seegängige Feuerschiff der Welt, Dampfschlepper, Kutter, Eisbrecher und historische Dienstfahrzeuge von Polizei und Zoll. Zu einer längeren Rast lädt bei gutem Wetter der breite Övelgönner Strand ein. Mit den Füßen im Sand kann man hier im Café Strandperle die vorbeifahrenden Containerriesen beobachten.

Nach dieser kleinen Auszeit führt der Weg dann auch schon zurück Richtung Ausgangspunkt in St. Pauli. Etwas oberhalb der Elbe bietet der Altonaer Balkon auf der Strecke noch einmal einen schönen Ausblick, von dem aus man die gigantischen Containerschiffe im Containerhafen beobachten kann.

Ein letztes Hafenpanorama auf der Tour wartet dann nach einer steilen Abfahrt wieder direkt am Wasser mit dem spektakulären Bürogebäude Dockland. Der moderne Bau aus Glas und Stahl erinnert mit seiner Form an ein Schiff. Über 136 Stufen kann man auf eine öffentliche Plattform steigen, auf der einem die ganze Hamburg-Skyline zu Füßen liegt. Ein perfekter Abschluss einer Entdeckungstour per Rad.

Fisch und Seafood mit Hafenblick
Wenn man die Räder dann wieder bei „Hamburg City Cycles“ abgegeben hat, fehlt zum krönenden Abschluss eines Tages mit viel Elbe- und Hafen-Flair eigentlich nur noch der Besuch im Restaurant „am kai“ ganz in der Nähe des Dockland (https://amkai.hamburg/). Mit Blick auf den Hafen lässt man sich hier am besten Fisch und Meeresfrüchte schmecken. Davon bietet die Speisekarte eine üppige Auswahl von Schwertfisch Ceviche und Garnelen Carpaccio zur Vorspeise über Meeresfrüchte- und Hummer-Pasta bis zum gedämpften Skrei und dem Kotelett vom Rochen. Wem die Auswahl da schwer fällt, kann sich auch gleich das Sharing Menü bestellen, bei dem man zu Zweit ganz viele Probierhappen aufgetischt bekommt. Für das passende Ambiente zum Hafenblick, den man dabei durch die große Fensterfront genießt, sorgt die coole Einrichtung mit bunten Schiffscontainer-Wänden.

Geführte Fahrradtouren durch Hamburg und Umgebung bietet der Radverleih „Hamburg City Cycles“ an. Mehr Infos dazu gibt es unter hhcitycycles.de und telefonisch unter der Nummer +49 (0) 40 81 95 59 85.

Über den Autor*Innen

Gabi Vögele

Gabi Vögele

Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.

Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.