Bezaubernder Lechradweg

Bezaubernder Lechradweg - Entlang des rund 230 Kilometer langen Lechradwegs entfaltet sich einer der letzten Wildflüsse Europas in seiner vollen Pracht - (c) Carola Faber

Es klingt fast wie ein liebliches Kammerkonzert: Statt Instrumenten erzeugen aber das Gezwitscher der Vögel und das Plätschern des Wassers eine harmonische Natursymphonie. Vom österreichischen Vorarlberg bis zur bayerischen Fuggerstadt Augsburg wird der Radfahrer von diesen wunderbaren Klängen begleitet.

Entlang des rund 230 Kilometer langen Lechradwegs entfaltet sich einer der letzten Wildflüsse Europas in seiner vollen Pracht. Die malerischen und abwechslungsreichen Landschaften entlang des Lechs, umrahmt von imposanten Gebirgen und dem idyllischen Alpenvorland, laden immer wieder zum Verweilen und Staunen ein. Hinter jeder Kurve eröffnen sich neue, faszinierende Ausblicke. Tosende Wasserfälle stürzen aus schwindelerregenden Höhen herab und speisen den Fluss, der sich in ständig wechselnden Mustern durch die Ebene schlängelt. Kleine Strudel plätschern über Kieselsteine oder winden sich um Felsen, auf denen blaue Libellen tanzen. Besonders beeindruckend ist die Farbvielfalt des Lechs, die aufgrund der extrem niedrigen Wassertemperatur und des hohen Mineralstoffgehalts von zartem Hellblau über Türkis bis hin zu sattem Grün reicht.

Der Lech entspringt im österreichischen Vorarlberg und fließt durch Tirol und Südbayern, bevor er am Lechfall in Füssen seine natürliche Wildheit ein letztes Mal zur Schau stellt. Schließlich mündet er bei der Stadt Rain, nördlich von Augsburg, in die Donau.

Romantische Bergwelten
Der Lech fließt durch Stauseen und vereint sich mit anderen Gewässern. Entlang des Weges beeindrucken nicht nur die majestätischen Berglandschaften, sondern auch die kulturhistorischen Bauwerke und charmanten Altstädte, die wie aus blühenden Wiesen emporwachsen. Schon der Beginn der Route ist verzaubernd: Lech am Arlberg liegt inmitten eines Naturparadieses. Früh anreisende Besucher haben die Möglichkeit, die umliegende Bergwelt zu erkunden. Ein besonders schöner Weg führt zum Formarinsee, wo die Quelle des Lechs entspringt. Von diesem idyllischen Gebirgssee, der auf etwa 1800 Metern Höhe liegt, eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf die Felswände der Roten Wand.

Die erste Etappe des Radwegs, etwa 45 Kilometer lang, führt durch Warth und Steeg, vorbei an saftigen Wiesen. In Holzgau lohnt sich ein Stopp, um die romantische Lüftelmalerei zu bewundern. In Elbigenalp, dem geographischen Zentrum des Lechtals, beeindruckt die traditionelle Schnitzkunst. Hier lebte einst die legendäre Anna Steiner-Knittel, bekannt als Geier-Wally. Eine Episode aus ihrem Leben diente als Grundlage für den gleichnamigen Heimatroman. Im modern gestalteten Museum „Wunderkammer“ wird die Geschichte des Ortes anhand einer umfassenden Sammlung von Kunstwerken und Kuriositäten anschaulich vermittelt. Für Geschichtsinteressierte ist ein Besuch im Hotel Gasthof Post empfehlenswert. Dieses Haus war bis 1889 im Besitz der Königinmutter Marie von Bayern, die es oft als Sommersitz für sich und ihren Sohn Otto nutzte. Heute lädt ein Restaurant in der original erhaltenen Stube zum Verweilen und Genießen ein.

Schlafender Drache und prächtiges Schloss
Der Weg von Elbigenalp nach Füssen erstreckt sich über rund 53 Kilometer und führt fast durchgehend bergab, durch eine malerische Landschaft voller Anmut und Schönheit. In Häselgehr erhebt sich die beeindruckende Pfarrkirche St. Martin, deren Innenraum mit prächtigem Schmuckwerk erstrahlt. Im Gegensatz dazu stürzt der Doser Wasserfall, der nur in den Sommermonaten aktiv ist, in mehreren Stufen tosend in die Tiefe. Einer Legende nach ruht in den Bergen ein Drache, der den Bach beherrscht und während seines Winterschlafs von November bis April den Wasserfluss zum Stillstand bringt.

Der Naturpark entlang der Strecke begeistert mit seiner unberührten Wildnis und einer Vielzahl kleiner Seen sowie größeren Wasserflächen, wie dem Reuttener Becken, das sich über sechs Kilometer in der Länge und vier Kilometer in der Breite erstreckt. Kurz vor Füssen erhebt sich ein zwölf Meter hohes Stauwehr, über das der Maxsteg führt – eine 1895 zu Ehren von König Maximilian II. errichtete Brücke, die über den Wasserfall führt. Nur wenige Meter weiter beeindruckt die Lechschlucht, eine tief eingeschnittene Klamm, die mit ihrem Farbenspiel in unzähligen Blautönen fasziniert.

In Füssen hat der Lech schon immer eine bedeutende Rolle gespielt; im Mittelalter nutzten die ansässigen Flößer ihn, um ihre Waren zu transportieren, und heute leistet er einen wichtigen Beitrag zur Energiegewinnung. Die Stadt selbst verzaubert mit ihrem mittelalterlichen Charme, bunten Hausfassaden und einem majestätischen Alpenpanorama. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das verwunschen wirkende Schloss Neuschwanstein.

Steinerne Zeugen des Mittelalters
Die rund 42 Kilometer lange Strecke von Füssen nach Schongau verläuft malerisch entlang des Forggensees. Wenn man auf der linken Seite des Sees radelt, wird man zunächst mit einem atemberaubenden Panoramablick auf das majestätische Schloss Neuschwanstein belohnt. Kurz darauf ändert sich die Kulisse: Die Spiegelung des weißen Kirchturms von Schwangau im Wasser erinnert an ein impressionistisches Gemälde.

Der Weg führt über sanfte Hügel, durch weite Wiesen und schattige Wälder, vorbei an Roßhaupten bis nach Lechbruck. Oberhalb der Litzauer Schleife, einer malerischen 180-Grad-Kurve des Lechs, verläuft der Lechradweg bis nach Schongau. Diese historische Stadt, die mit ihren Toren und Türmen bezaubert, ist von einer weitgehend erhaltenen Stadtmauer umgeben, deren älteste Teile bis ins Mittelalter zurückreichen.

Landschaftszauber
Die etwa 37 Kilometer lange Strecke von Schongau nach Landsberg am Lech begeistert mit ihrer reizvollen Landschaft und kulturellen Highlights. In Epfach laden das Römermuseum und die barocke Wallfahrtskirche in Vilgertshofen zu interessanten Zwischenstopps ein. Nach einer herrlichen Fahrt durch die Natur eröffnet sich beim Passieren eines imposanten Tores wie durch Zauberhand der Blick auf die malerischen Hausfassaden des mittelalterlichen Stadtkerns von Landsberg. Eingebettet in das wildromantische Flussbett des Lechs zählen das historische Rathaus und das gotische Bayerntor zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten dieser charmanten Stadt.

Üppige Auwälder
Die letzte Etappe der erlebnisreichen Reise umfasst etwa 44 Kilometer. Sie führt entlang mehrerer Staustufen durch ruhige Naturschutzgebiete und üppige Auwälder, die zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas gehören. Diese entspannende Tour endet in der bezaubernden Fuggerstadt Augsburg, deren Altstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten begeistert. Besonders hervorzuheben sind der Dom, die Annakirche, die prächtigen Fuggerhäuser, das kunstvolle Schaezlerpalais sowie die Museen. Auch die Augsburger Puppenkiste und die Fuggerei, die älteste noch bestehende Sozialsiedlung der Welt, sind hier bekannt.

Die Fuggerei wurde 1521 von Jakob Fugger gegründet, um bedürftigen Bürgern Augsburgs eine Unterkunft zu bieten. Heute leben etwa 150 Menschen in dieser historischen Siedlung, wo sie für eine rund 60 Quadratmeter große Wohnung eine jährliche Kaltmiete von nur 88 Cent zahlen – das entspricht dem historischen Mietzins von einem Rheinischen Gulden. In dieser wohl berühmtesten Sozialsiedlung der Welt beten die Bewohner täglich drei Gebete für den Stifter und die Wohltäter der Fuggerei als Dank.

Tipp
Hotel Hirsch Füssen: Speisen im Roten oder Weißen Zimmer, im imposanten und historischen Saal, in der original bayerischen Bierstube oder im traditionellen Biergarten. Im Restaurant wird sowohl mit traditionell bayerischer als auch moderner Küche verwöhnt. Die Gerichte aus möglichst regionalen und saisonalen Produkten werden mit einem Hauch von Finesse zubereitet. Empfehlenswert ist ebenfalls die Weinkarte mit einem Schwerpunkt auf deutschen und österreichischen Weinen.

Informationen
Eurobike Radreisen organisiert seit mehr als 30 Jahren komfortabel und auf Wunsch mit einem großen Servicepaket die schönsten Radrouten durch Europas traumhafte Regionen. Ein Fokus liegt von leicht bis sportlich und für alle Ansprüche auf dem individuellen Aktiverlebnis in der Natur. Qualität, Regionalität und Zuverlässigkeit stehen dabei im Zentrum. Wunderschöne Radwege und lediglich einige wenige Anstiege bilden den Tourencharakter für den „Lechradweg“. Insgesamt entspricht die siebentägige Tour einem mittleren Schwierigkeitsgrad.

Facettenreich präsentieren sich die Regionen entlang des Lechs zwischen eindrucksvollen Gebirgsketten und im Alpenvorland. Viel Wissenswertes über den Fluss und die Historie ist entlang der Route zu erfahren. Dazu begeistern zahlreiche Attraktionen, Sehenswürdigkeiten, köstliche Spezialitäten in Biergärten und Wirtschaften sowie die Gastfreundschaft der Einheimischen.

Über den Autor*Innen

Carola Faber

Carola Faber

Seit mehr als 30 Jahren ist Carola Faber als freie Journalistin sowie Fotografin aktiv, schreibt für verschiedene landesweite Printtitel und renommierte Online-Magazine. 2010 erhielt sie einen Fotopreis der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung. Außerdem hat sie bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung an der Serie "Mein Ausflug" mitgewirkt, für die der European Newspaper Award verliehen wurde. Seit 2013 erhielt sie im Rahmen der ITB beim Journalistenpreis Irland regelmäßig einen Platz unter den TOP 10.